gesamtÜbersicht / Frage 10 / Klima-Konferenzen: Geschichtliches   

Globales CO2-Budget und nationale CO2-Budgets
Eine historische Einordnung von Horst Emse

 
1972
Studie des „Club of Rome“: Die Grenzen des Wachstums
 

Der „Club of Rome“
wurde 1968 gegründet.
Experten verschiedener Disziplinen aus über 30 Ländern setzen sich für eine nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.
Anlässlich der Ölkrisen in den 1970er Jahren veröffentlichte der Club of Rome den Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ .

Eine wesentliche Aussage des Berichtes ist, dass die Endlichkeit der Vorräte fossiler Rohstoffe
eine wesentliche Herausforderung für die Menschheit ist.

Inzwischen wissen wir:
Nicht die Endlichkeit der fossilen Rohstoffe sonder das ‚Zuviel‘ an dem „Abfallprodukt CO2“
durch die Verbrennung der förderbaren fossilen Rohstoffe Erdöl/Kohle/Gas,
also die Nutzung der fossilen Rohstoffe ist das eigentliche Problem!

1972
Konferenz der Vereinten Nationen „Über die Umwelt des Menschen“ in Stockholm
 

Diese Konferenz der Vereinten Nationen war die erste zum Thema „Umwelt“ mit 1200 Vertreter*innen aus 113 Staaten. Sie war der Start für die internationale Umweltpolitik

1982
Studie vonEXXON Mobil (Esso)
 

EXXON Mobil (Esso) – der US-amerikanische MineralÖlkonzern wusste es schon 1982!

Dazu der Meteorologe S. Plöger in seinem Buch „Zieht euch warm an, es wird heiß“:
„So hat EXXON (ESSO) schon 1982 (!) mithilfe eigener Klimamodelle ziemlich akkurate Berechnungen wichtiger Größen liefern können. Die Wissenschaftler des Konzerns wiesen intern darauf hin, dass der CO2-Gehalt bis 2020 auf 420 ppm steigen würde (aktuell 415 ppm) und dass die globale Temperatur bis dahin um 0,9 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit angestiegen sein wird (dieser Wert wurde 2017 erreicht). Auch auf das Schmelzen der Polkappen und die daraus folgenden Veränderungen beim Niederschlag wurde 1982 hingewiesen. Trotzdem schaltete der gleiche Konzern noch 1997, also 15 Jahre nach Vorliegen dieser Erkenntnisse, Anzeigen, in denen er darauf hinwies, dass Klimawissenschaftler nicht vorhersagen können, ob und wie stark die Temperaturen durch menschliches Zutun ansteigen.
Shell stellte 1986 Ähnliches fest und schrieb in der internen Studie »The Greenhouse Effect«, dass der massive Ausstoß von Treibhausgasen unumkehrbare Auswirkungen auf Natur und Menschen haben wird, und dass fossile Brennstoffe daran einen erheblichen Anteil haben werden. Ergebnisse also, die Ölkonzerne in eigener Regie gewannen, lange bevor es den Weltklimarat IPCC überhaupt gab! Eine weitere interne Studie von Shell aus dem Jahr 1998 weist auf eine deutliche Extremwetterzunahme ab 2010 »mit katastrophalen Folgen« und eine wachsende Besorgnis in der Öffentlichkeit hin. Auch dass Umweltorganisationen immer mehr Gehör in der Öffentlichkeit bekämen und gegen Ölkonzerne klagen könnten, wurde thematisiert. Chapeau, eine solide Vorhersage!Die allerdings ebenfalls verschwiegen wurde. Am alten Geschäftsmodell so lange wie möglich festzuhalten, um Geld zu machen und deshalb – koste es, was es wolle – vernünftige Maßnahmen auszubremsen, ist bei Weitem nicht auf eine Branche beschränkt. Traurig, aber wahr und vielleicht eine fundamentale Charakterschwäche des Menschen.“ (S.Plöger, S. 152)

Siehe und höre auch: „Die schmutzigen Lügen der Ölindustrie“,
Klimabericht-Podcast von Philip Betge und Marius Mestermann Spiegel WISSEN 24.01.2023

Artikel des Fachmagazins „Science“ (SCIENCE 13 Jan 2023 Vol 379Issue 6628):
„Assessing ExxonMobil’s global warming projections“ (Bewertung der globalen Erwärmungsprognosen von ExxonMobil)
„Jahrzehntelang versuchten einige Mitglieder der Industrie für fossile Brennstoffe, die Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass ein ursächlicher Zusammenhang zwischen der Nutzung fossiler Brennstoffe und der Klimaerwärmung nicht hergestellt werden könne, weil die zur Projektion der Erwärmung verwendeten Modelle zu unsicher seien. Supran et al . zeigen, dass eines dieser Unternehmen für fossile Brennstoffe, ExxonMobil, seine eigenen internen Modelle hatte, die Erwärmungspfade prognostizierten, die mit den Vorhersagen der unabhängigen akademischen und staatlichen Modelle übereinstimmten. Was sie über Klimamodelle verstanden, widersprach somit dem, was sie der Öffentlichkeit vorgaukelten.—HJS …..
Unsere Ergebnisse zeigen, dass ExxonMobil in privaten und akademischen Kreisen seit den späten 1970er und frühen 1980er Jahren die globale Erwärmung korrekt und geschickt vorhergesagt hat. Unter Verwendung etablierter statistischer Techniken stellen wir fest, dass 63 bis 83 % der von ExxonMobil-Wissenschaftlern gemeldeten Klimaprognosen die nachfolgende globale Erwärmung genau vorhersagten. Die von ExxonMobil prognostizierte durchschnittliche Erwärmung betrug 0,20° ± 0,04°C pro Dekade, was innerhalb der Unsicherheit dieselbe ist wie die von unabhängigen Wissenschaftlern und Regierungsprojektionen, die zwischen 1970 und 2007 veröffentlicht wurden. Der durchschnittliche „Skill Score“ und das Unsicherheitsniveau der Klimamodelle von ExxonMobil (67 bis 75 % bzw. ±21 %) waren ebenfalls ähnlich denen der unabhängigen Modelle. …“
(SCIENCE 13 Jan 2023 Vol 379Issue 6628)

1992
Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio des Janeiro
 

Auf dieser Konferenz in Rio de Janeiro haben 154 Staaten die
Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen
(United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC)

unterschrieben.
Damit erkennen sie weltweite Klimaänderungen als ernstes Problem an und verpflichten sich zum Handeln.

Das Ziel der Klimarahmenkonvention ist die Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen auf einem Niveau, bei dem eine gefährliche vom Menschen verursachte Störung des Klimasystems verhindert wird. Dies soll in einem Zeitraum geschehen, der es Ökosystemen erlaubt, sich auf natürliche Weise an die Klimaänderungen anzupassen (Artikel 2 UNFCCC). Dazu sollen alle Staaten gemäß ihrer „gemeinsamen, aber unterschiedlichen Verantwortung und Kapazitäten” beitragen.

 

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2005 Das Kyoto-Protokoll wurde 1997 auf der internationalen Klimakonferenz in der japanischen Stadt Kyoto (COP3) von 191 Staaten anerkannt. In der Realität haben dann aber gerade die Länder mit den höchsten CO2-Emissionen sich nicht mehr beteiligt.

2011

Europäische Kommission „Fahrplan für den Übergang zu einer wettbewerbsfähigen CO2-armen Wirtschaft bis 2050“ für die EU.

2015
Das Abkommen von Paris

Vereinbarung, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad begrenzt zu halten. Die Erwärmung soll 1,5 Grad C möglichst nicht überschreiten.
Weniger Treibhausgase: Ziel ist es, bis zur zweiten Hälfte dieses Jahrhunderts [2050] weltweit ein Gleichgewicht zwischen dem Ausstoß und der Aufnahme von CO2 zu erreichen.

2018 Der Sonderbericht „1,5 °C globale Erwärmung“ (SR1.5) des Weltklimarats (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC)Der offizielle deutsche Titel lautet: „1,5 °C globale Erwärmung – Der IPCC-Sonderbericht über die Folgen einer globalen Erwärmung um 1,5 °C gegenüber vorindustriellem Niveau und die damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionspfade im Zusammenhang mit einer Stärkung der weltweiten Reaktion auf die Bedrohung durch den Klimawandel, nachhaltiger Entwicklung und Bemühungen zur Beseitigung von Armut.“
2018 Am 8. September kündigte die damals 15-jährige schwedische Klimaschutzaktivistin Greta Thunberg an, sie werde nach den Parlamentswahlen am 9. September 2018 ihren Unterrichtsboykott an Freitagen so lange fortsetzen, bis die Klimapolitik Schwedens den Grundsätzen des Pariser Klimaabkommens entspreche.
2018 Verordnung des EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES zur Festlegung verbindlicher nationaler Jahresziele für die Reduzierung der Treibhausgasemissionen im Zeitraum 2021 bis 2030 als Beitrag zu Klimaschutzmaßnahmen.
2019 Fridays for Future Am 15. Februar 2019 gab es in Deutschland 155 FFFD-Ortsgruppen. Es nahmen an diesem Tag 30.000 Schüler, Studierende und Auszubildende an FFFD-Demonstrationen teil.
2019 Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt vor der UNO zu dem Ziel deutscher Klimaschutzpolitik bekannt: „Treibhausneutralität bis 2050 als langfristiges Ziel zu verfolgen“
2019 Am 28. November 2019 hat das Europäische Parlament den Klimanotstand ausgerufen.
2019 Bundes-Klimaschutzgesetz(KSG) Deutschlands
2021 Bundesverfassungsgericht Karlsruhe – Entscheidung des Ersten Senats: „das Bundes-Klimaschutzgesetz ist in Teilen mit den Grundrechten Deutschlands unvereinbar.“
2021 Bundes-Klimaschutzgesetz(KSG) Deutschland in der überarbeiteten Fassund vom 07.07.2021