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Der Deutsche Wetterdienst schreibt dazu:

Klimaänderung – Wie wird die globale Mitteltemperatur berechnet?

Bei der Berechnung einer globalen Mitteltemperatur geht man von den Messdaten meteorologischer Stationen aus, die weltweit ungleich verteilt sind. Über Europa und den dicht besiedelten Bereichen Asiens und Nordamerikas finden Sie heute ein sehr dichtes meteorologisches Messnetz. Auf den anderen Kontinenten ist das Netz schon dünner, aber zumindest theoretisch (wenn alle vorhandenen Stationen Meldungen liefern) noch ausreichend. Über den Meeren gibt es immer noch große, sehr datenarme Gebiete, in denen Schiffsmeldungen nur teilweise die fehlenden festen Stationen ersetzen können.

Die globale Mitteltemperatur kann deshalb nicht über eine gleichmäßige Mittelung aller verfügbaren Stationsdaten bestimmt werden. Vielmehr weist man je nach den vorhandenen Nachbarstationen unterschiedliche Einflussbereiche zu und mittelt mit entsprechender Wichtung.“
(Deutscher Wetterdienst: Klimaänderung)

U.a. wegen dieser unterschiedlichen Einflussbereiche gibt es bei den Aussagen zur globalen Mittel-Temperatur
nur angenäherte Werte mit einem Spielraum von ± 0,5 °C, also einer Ungenauigkeit von 1°C.

Da diese Ungenauigkeit für verlässliche Aussagen zum Klimawandel zu groß ist,
betrachtet die Klimaforschung Temperatur-Veränderungen!
Das ermöglicht 10- bis 100-fach genauere Ergebnisse.

Dazu schreibt der Klimaforscher Professor Dr. Stefan Rahmstorf in seinem Aufsatz
„Verwirrspiel um die absolute globale Mitteltemperatur“ auf der Seite Spektrum.de SciLogs“:

„Wir können also sagen,
dass die globale Temperatur im Zeitraum 1961-1990 [Basisperiode]
im Mittel 14,0 ± 0,5 °C betragen hat,

und dass sie im Jahr 2017 um 0,80 ± 0,05 °C über der Temperatur dieser Basisperiode lag.

Falsch wäre dagegen, den Wert von 2017 mit  14,80 ± 0,05 °C anzugeben,
denn hier wird die kleine Unsicherheitsmarge (die nur für die Anomalie gilt)
mit dem Absolutwert verbunden, der viel ungenauer ist.“

weiter Dr. Rahmstorf:
„[Eine weitere Schwierigkeit bei der Festlegung der] globalen Mittel-Temperatur ist die Tatsache, „dass die verschiedenen Zentren aus historischen Gründen verschiedene Basisperioden verwenden: die NASA den Zeitraum 1951-1980, das britische Hadley Center dagegen 1961-1990 und die WMO 1981-2010.“ …..
….. „Bei der globalen Mitteltemperatur entsteht das Problem bei der Mittelwertbildung. Jede Wetterstation misst natürlich den Absolutwert der Temperatur, also z.B. 13,1 °C oder –5,4 °C. Aber das ist nur eine Punktmessung, und um einen globalen Mittelwert zu bilden, muss man berücksichtigen, für welche Fläche dieser Wert gilt und mit welcher Genauigkeit. Das Problem: Temperaturen variieren durch die geographischen Gegebenheiten sehr stark von Ort zu Ort. Ein Hauptgrund dafür ist einfach das Höhenprofil, wie es schon Alexander von Humboldt beschrieben hat (Abb.2). Schon hundert Meter Höhenunterschied machen im Mittel 0,6 °C Temperaturunterschied aus. Eine Wetterstation im Gebirge liefert daher nur einen für einen kleinen Umkreis gültigen Messwert. Es gibt bei weitem nicht genug Wetterstationen, um alle lokalen Temperaturunterschiede gut zu erfassen. Die dadurch entstehende Ungenauigkeit im Ergebnis wird gründlich analysiert und mit angegeben.“
(Dr. Stefan Rahmstorf:„Verwirrspiel um die absolute globale Mitteltemperatur“ auf der Seite Spektrum.de SciLogs)

Der Wert „globale Mittel-Temperatur“
dient als Basiswert,
auf den die fortlaufenden Temperaturänderungen bezogen sind.

Das Problem daran ist,

dass man diese globale Mittel-Temperatur nur mit einer Fehlerquote von 1 Grad C bestimmen kann.
Für die Wahrnehmung von Klimaveränderungen sind aber schon zehntel Grade in aufeinander folgenden Klimaperioden sehr wichtig.

Deswegen nennt die Klimaforschung keine absoluten Temperaturen
sondern
die Jahr für Jahr aufeinander folgenden Temperatur-Veränderungen:

weiter Dr. Rahmstorf:
„Die klimatischen Veränderungen der Temperatur kann man dagegen viel genauer bestimmen: schon für die Monatsmittelwerte der globalen Temperatur auf plus oder minus einige Hundertstel Grad genau. Das liegt einfach daran, dass Abweichungen der Monatsmitteltemperatur großräumig korreliert sind: wie Datenanalysen ergeben haben über einen Radius von mehr als eintausend Kilometern (Hansen et al. 1999). Mit anderen Worten: war es ein besonders milder Februar in Davos, dann galt dies höchstwahrscheinlich nicht nur in diesem Tal sondern auch auf den benachbarten Bergen und weit darüber hinaus in den Alpen. Und zwar obwohl die Absolutwerte der Temperatur sich dort drastisch unterscheiden. Angesichts des Korrelationsradius von rund 1000 km reicht die vorhandene Dichte der Wetterstationen gut aus (mit wenigen Ausnahmen wie in der Arktis), um die Veränderungen der globalen Temperatur präzise zu erfassen.“
(Dr. Stefan Rahmstorf:„Verwirrspiel um die absolute globale Mitteltemperatur“ auf der SeiteSpektrum.de SciLogs)

 

Zusammengefasst: In der Klimaforschung werden

die Temperatur-Veränderung für bestimmte zeitlich festgelegte Perioden betrachtet:

Das Pariser Klimaabkommen legt fest,
die Temperatur-Veränderung, also die Erwärmung auf deutlich unter 2°C zu halten.

  – deutlich unter 2°C!
Deswegen wird die 1,5°C-Grenze gefordert.

 

Das IPCC (Weltklimarat) hat als Bezugspunkt für das 1,5°C-Ziel
das „vorindustrielle Temperatur-Niveau“ von 14°C ±0,5°C bestimmt.

 

weitere ausführliche Informationen bei
Horst Emse: „Langfristige Temperaturänderungen – der Indikator für eine Klimaveränderung

Umweltbundesamt: „Wie warm war das Jahr 2010“ – Temperatur-Abweichungen

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