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Abwasser-Behandlung
Wir brauchen bei der Abwasserbehandlung einen deutlichen System-Wechsel zur
Kreislaufwirtschaft :
Das, was wir dem System entnehmen, muss so schnell als möglich wieder zurückgeführt werden!
Bisher werden die meisten Abwässer aus den Kläranlagen nach der Klärung direkt in die Flüsse geleitet. Das Wasser fließt in das Meer, verdunstet, es regnet und das Wasser ist wieder da. So wird es oft beschrieben und in der Schule gelehrt. Ein Kreislauf ? – ja, aber mit erheblicher Verzögerung!
Das geklärte und aufbereitete Wasser ist nicht so schnell wieder dort, wo es hingehört – nämlich als Grundwasser dorthin, wo wir es dann gefiltert als Trinkwasser aus Brunnen wieder holen wollen. Das dauert für das Tiefenwasser mehrere Jahrzehnte, also viel zu lange für unsere rasanten Verbrauch aus den Trinkwasserbrunnen.
Dieser Kreislauf muss verkürzt werden: Das Ab-Wasser muss nicht den Umweg über Flüsse und Meer nehmen, sondern soll aus der Kläranlage direkt in die Erde versickern und wieder zu „Grundwasser“ werden. Natürlich geht das in Ballungszentren nur bedingt, weil die Menge an anfallendem Klärwasser deutlich größer ist als die Flächen zur Verrieselung in die Erde.
Deswegen brauchen wir dezentrale Maßnahmen zur Kreislauf-Wasser-Wirtschaft,
also zu dem Bemühen, nicht mehr zu verbrauchen, als langfristig zur Verfügung steht:
Aus Abwasser wird Energie
„Das Konzept des HAMBURG WATER Cycle® (HWC) bietet einen ganzheitlichen Ansatz zur Abwasserentsorgung und Energieversorgung im urbanen Raum. Dabei werden die Infrastrukturbereiche Wasser und Energie als ineinandergreifende und sich ergänzende Aufgabenfelder betrachtet. Das schont die Ressource Trinkwasser und hilft gleichzeitig, das anfallende Abwasser zur Energiegewinnung zu nutzen. Auf diese Weise werden Stoffkreisläufe im direkten Wohnumfeld geschlossen.
Wichtigster Baustein des HAMBURG WATER Cycle® ist die getrennte Behandlung verschiedener Abwässer, die sogenannte Teilstrombehandlung. Regenwasser, Abwasser aus der Toilette und Abwasser, das in Küche und Bad z. B. beim Hände- oder Wäschewaschen entsteht, werden getrennt voneinander gesammelt und verschieden aufbereitet.“
(HAMBURG WATERCycle: Aus Abwasser wird Energie)
Die UHRIG-Gruppe (international anerkannte Spezialisten für Abwasser- und Regenwassersysteme) glaubt fest an die nachhaltige Energiewende und den Klimaschutz:
„Im Abwasser vorhandene Restwärme wird über Wärmetauscher und Wärmepumpen als Heizenergie nutzbar gemacht. Eine so simple wie geniale Idee. Denn die Abwasserwärmerückgewinnung zeichnet sich durch Klimafreundlichkeit, Wirtschaftlichkeit und ein enormes Potenzial aus. Bei Bedarf lassen sich im Sommer mit demselben System – nur nach umgekehrtem Prinzip – übrigens auch Gebäude kühlen. UHRIG setzt hier mit seinen patentierten Therm-Liner-Systemen innovative, technologische Maßstäbe.“
(UHRIG glaubt fest an die nachhaltige Energiewende und den Klimaschutz)
Modelle für Abwasser-Management
Noch 2016 hat das Umweltbundesamt in einer Studie festgestellt,
dass sich „kein flächendeckender Bedarf für zusätzliche Bewässerung in Deutschland zeige.
Inzwischen wissen wir, wie kurzsichtig diese Einschätzung war.
Sehr wohl brauchen wir neue Modelle für Abwasser-Management
Das Braunschweiger Modell
„Das gereinigte Abwasser (Klarwasser) wird anschließend auf den landwirtschaftlichen Flächen unserer Verbandsmitglieder verregnet. Die Pflanzen erhalten dadurch das notwendige Wasser und gleichzeitig wichtige Nährstoffe. Wir sichern so die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Energiepflanzen. Die Energiepflanzen nutzen wir für die CO2-neutrale Erzeugung von Biogas in unserer Biogasanlage, wodurch Strom und Wärme für mehrere Tausend Braunschweiger Haushalte erzeugt werden.“
(Das Braunschweiger Modell)

Das Wolfburger Modell des Wasserrecyclings und der Kreislaufwirtschaft

„Die Wolfsburger Entwässerungsbetriebe haben ein Modell der Abwasserverwertung in nachhaltigen Wasser- und Energiekreisläufen verwirklicht, welches in dieser Form einzigartig ist.
Für dieses Modell sind fünf Prozesse maßgeblich:
- Klassische landwirtschaftliche Verwertung von gereinigtem Abwasser unter Ausnutzung der Wertstoffe Stickstoff und Phosphor aus dem Abwasser als Düngemittelergänzung in der Vegetationsperiode
- Grundwasseranreicherung durch Speicherung von nährstofffreiem Klarwasser in den Wintermonaten
- Anbau nachwachsender Rohstoffe im Verregnungsgebiet und Energiegewinnung durch deren Verwertung in einer Biogasanlage und einem Blockheizkraftwerk
- Verstromung des Biogases und die Möglichkeit der weitergehenden Nutzung als Kraftstoffersatz in Fahrzeugen nach entsprechender Aufbereitung
- Nutzung der thermischen Energie zur Klärschlammtrocknung
Die Abwassereinigung bildet die Voraussetzung zur anschließenden Abwasserverwertung. Das Herzstück des Wolfsburger Wasserrecyclings ist somit das Klärwerk der Stadt Wolfsburg auf dem Stahlberg in Brackstedt.
Im Klärwerk wird das stark verschmutzte Abwasser so behandelt, dass durch biologische und chemische Prozesse mit hohem technischen Aufwand Klarwasser mit unterschiedlichen Eigenschaft produziert wird. Dieses Klarwasser kann dann verschiedenartig genutzt werden.“
Neue EU-Verordnung zu Wasserwiederverwendung
Die Verordnung (EU) 2020/741 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 25. Mai 2020 über Mindestanforderungen für die Wasserwiederverwendung trat am 26. Juni 2020 in Kraft. Am 26. Juni 2023 wird sie in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union – und damit auch in Deutschland – ihre Gültigkeit erlangen.
Die Verordnung soll die Wasserknappheit in der Europäischen Union in Folge des Klimawandels durch Wasserwiederverwendung für die landwirtschaftliche Bewässerung verringern und den Mitgliedstaaten die Umsetzung mit einheitlichen Vorgaben erleichtern. Ziel ist ein hohes Schutzniveau für die Umwelt und für die Gesundheit von Mensch und Tier sowie die Förderung der Kreislaufwirtschaft.
(Umweltbundesamt 18.05.2021: Neue EU-Verordnung zu Wasserwiederverwendung)